Fahrende Bierkiste

Die Idee ist natürlich nicht neu. Ich selber wurde durch ein YouTube Video inspiriert.
Wenn man sich allerdings im Web auf die Suche noch solchen "fahrenden Bierkisten" begibt, findet man Go-Kart ähnliche Fahrzeuge, bei denen der Bierkasten lediglich als Sitz dient. Das find ich ziemlich blödsinnig, weil dabei der Gag nicht wirklich zur Geltung kommt. Da könnt ich auch gleich ein richtiges Go-Kart mit ordentlichem Rennsitz bauen.
Also ist das wichtigste bei meiner Konstruktion, dass die ganze Technik innerhalb der Bierkiste platz findet. Danach kommen dann so Nebensächlichkeiten wie Fahrverhalten...



Die Spender

Hauptspender ist ein Pocketbike, das seinen letzten Wheely mit einer gebrochenen Gabelbrücke beendet hat. Das hat mir einen sehr günstigen Preis für das Bike beschert!
Verwendet werden Motor samt Auspuff, Antriebskette und Ritzel, Griffe, Bremse und evtl. der Tank.







Da das Bike schon eine Weile herumliegt und ich nicht geschafft habe den Motor zum laufen zu bringen, habe ich den Vergaser komplett zerlegt und gereinigt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Düsennadel mit altem Benzin verstopft war.





Nach langem überlegen und intensiver Recherche im Internet habe ich eine Lösung für die Lenkung gefunden.
Ich habe ein Kickboard mit sehr stabiler Lenkkonstruktion bei Ebay entdeckt, das zufällig auch noch den perfekten Abstand der Räder hat.
Als Räder werden 100mm Scooter-Rollen verwendet. Die sind gerade klein genug, um schön in der Bierkiste Platz zu finden aber auch groß genug, um über Steine und andere Hindernisse zu rollen.







Weitere Überlegungen zu den Rollen:
Man könnte auch die kleinen Skateboardrollen verwenden, die sind um einiges breiter. Bei großen Rollen (die gibts bis 200mm, siehe Scooter Rollen) erhöht sich der Fahrkomfort und man kann auch mal über Schotter oder nen Gullideckel heizen. Mit kleinen Rollen bekommt man mehr Platz in der Kiste und ganz wichtig, man kann die hintere Achse auch weiter nach hinten bauen. Sonst kann es leicht passieren, dass man samt Bierkiste beim Gasgeben nach hinten umkippt. Das vermeidet man, indem die hintere Achse weiter nach hinten und die Sitzposition weiter nach vorne legt.
Außerdem bestimmt man mit der Wahl der Rollen auch das Übersetzungsverhältnis. Also je größer die Rollen, desto größer sollte auch das dazugehörige Ritzel sein. Wenn man die mini Skateboardrollen nimmt, wird es wahrscheinlich auch schwierig, dafür ein kleines Zahnrad zu finden.




CAD

Virtuell ist die Bierkiste schon fast fahrbereit. War gar nicht so einfach alle Teile unterzubringen. Der Tank vom Pocketbike war allerdings zu groß.
Das hat sich auf jeden Fall gelohnt, die Konstruktion erst einmal in CAD zu erstellen.







Da das hintere Ritzel und die Bremsscheibe größer sind als die Räder, werde ich eine Zwischenwelle über der Hinterachse einbauen. Die Zahnräder zur Verbindung der beiden Wellen fehlen noch auf dem Bild.
(Nachtrag: Die Zwischenwelle habe ich nicht gebaut. Die Bremsscheibe ist am Kupplungsausgang befestigt. Siehe Bau 2.)

Die Kugellager, mit denen die Welle gelagert wird, sind die Radlager aus den Scooter-Rollen. Das sind standard Rollschuh (Inline Skates) Lager.
Der Durchmesser der Antriebswelle beträgt ebenfalls 22mm (wie der Außendurchmesser der Kugellager), da direkt auf die Welle die Rollen gesteck / gepresst werden.





Zur Lenkung:
Das einfachste wär, man baut ein Dreirad. Also nur ein Rad vorne. Aber ich denke, dass man dann in den Kurven zu leicht umkippt.
Den Aufbau einer Lenkung kann man sich bei Modellautos oder Lego-Technik Autos anschauen. An den Lenkschenkeln sind die Räder (mit Radlagern) befestigt. Die Lenkschenkel sind am Rahmen drehbar gelagert und werden dann durch die Lenkstangen hin- und herbewegt. Wenn man das irgendwie baut, wird es schon funktionieren. Die Hautsache ist erst einmal, dass es stabil genug ist und in den Kurven die Räder nicht davon fliegen!





Ich hab mir etwas mehr Mühe gegeben:
Die Lenkstangen sind Gewindestangen mit Kugelköpfen an den Enden. Somit kann die Spur variabel eingestellt werden.
Außerdem wird die Lenkdrehachse um ein paar Grad nach hinten geneigt. So wird das kurveninnere Rad nach oben und das äußere Rad nach unten gedrückt. Die ganze Bierkiste neigt sich in der Kurve also nach außen.
Das ist wichtig für die Hinterachse. Denn diese Neigung und die Fliehkraft in der Kurve bewirken, dass sich die ganze Kraft auf das kurvenäußere Rad verlagert (und das innere Rad evtl. ein wenig vom Boden abhebt). Somit kann ich mir das Differenzial (Ausgleichsgetriebe) an der Hinterachse sparen.
Zusätzlich beschert mir die Schiefstellung der Lenkdrehachse ein Rückstellmoment an der Lenkung, da das kurvenäußere Rad durch die Gewichtskraft wieder zurück nach oben gedrückt wird. Das bedeutet gleichzeitig einen stabileren Geradeauslauf.
Soweit die Theorie. Was sich hier jetzt so toll anhört muss sich aber erst noch in der Praxis beweisen...




Nachdem alle Teile einen Platz gefunden haben, habe ich mich mal mit einem möglichem Rahmen gespielt. Das gefällt mir so weit schon ganz gut, ist aber noch nicht perfekt.








Mir ist eingefallen, was das aller Schwerste an meiner fahrenden Bierkiste ist: mein Ar***!
Also habe ich den Hauptrahmen nach oben verlegt. Ich werde den Rahmen jetzt so bauen:










MB W124

VW Bus T4

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