2. Umbau 01.05.2011 - 10.06.2011
Nachdem der Wagen läuft, ist nun der Innenausbau dran. Außerdem kann ich ihn endlich als Wohnmobil nutzen, wenn die Möbel drin sind. Das ist erstmal viel wichtiger, als außen irgendwelche Schönheitsdellen auszubessern.
Nachdem hinten wirklich alles ausgebaut war, hab ich mit meiner Freundin das Auto von Kleberesten befreit. Diese gelben Reste kamen von der eklig beigen Polsterung, die überall am Rahmen festgeklebt war. Das hat uns nicht nur 5 Liter Aceton sondern auch jede Menge Zeit gekostet.
MV Liegebank
Eigentlich hätte ich gerne eine 4rer-Sitzgruppe mit Schlaffunktion gehabt und an der hinteren Heckklappe die Küche. Aber der TÜV meinte, er würde mir selbst gebaute Sitze nicht eintragen. Darum habe ich mich für die originale Klapp- / Liegebank aus dem Multivan entschieden (man will ja auch mal Personen mitnehmen).
Mit dem nachträglichen Einbau von Zubehör in ein Auto hatte ich bei meinem W124 gute Erfahrungen gemacht. Das ist eigentlich wie mit Lego spielen: Teile kaufen, Einbaupunkte suchen, festschrauben, fertig. Also hab ich erstmal die Bank rein gestellt und mir angeschaut, wie das ganze zusammen gehört.
Die Haltepunkte im Boden sollte man leicht erkennen, wäre bei mir da nicht eine 2cm dicke Holzplatte im Weg. Ist aber egal, weil man die Aufnahmen auch sofort findet, wenn man sich unters Auto legt. Die Holzplatte ist super eben und bleibt drin!
Doch ganz sooo leicht haben es mir die Leute von VW nicht gemacht. Denn die MV Liegebank gab es nicht für den langen Radstand und somit passen die Gurtaufnahmen nicht. Die sind zu weit vorne. Man könnte nun die Liegebank etwas weiter vorne einbauen und somit Wohnraum verlieren oder man verwendet die Gurte ganz hinten, dann fallen aber die Gurte sehr kurz aus.
Ich wollte keine Kompromisse, also musste ich die Gurtaufnahmen nach hinten versetzen. Zuerst habe ich die Aufnahme sowie 2 Muttern mit gleichem Gewinde (weiter hinten am Radkasten) mit ner Flex heraus getrennt. Die Aufnahme habe ich 30cm weiter hinten wieder eingeschweißt. Eine der Muttern ist kurz davor in das bereits vorhandene, große Loch gekommen.
Die 2. Mutter habe ich oben an das Blech geschweißt. Ebenfalls 30cm hinter der originalen Halterung. Weil da später noch Vorhänge hinkommen, habe ich die Mutter seitlich und nicht unten an den Fensterrahmen geschweißt.
Und das ganze Spielchen nochmal auf der rechten Seite.
Was der TÜV von meinem Umbau hält, weiß ich noch nicht. Ich hab mir beim Schweißen viel Mühe gegeben, so dass es bei einem Unfall auf jeden Fall halten sollte.
(Fertige Gurtkonstruktion siehe weiter unten.)
Vorbereiten & Lackieren
Da der erste Urlaub mit dem Bus immer näher rückte, musste der Innenausbau fertig werden. Für eine komplette Lackierung hatte ich also nicht genug Zeit und später ein zweites Mal alles wieder ausbauen, wollte ich nicht. Also habe ich mich dazu entschlossen das Auto erst mal nur innen zu Lackieren.
Es gibt nur eine Sorte von Lack für ein Auto, nämlich Autolack! Kein Witz, ich hab viel gefragt, gelesen und selbst ausprobiert. Alles andere hält nicht auf Dauer! Kaufen kann man diese Lacke bei jeder Lackiererei. Allerdings ist die Auswahl unendlich groß. Also bin ich mit meiner Freundin zu diversen Autohäusern, Lack gucken. Gewonnen hat Atlantik Blau Metallic von Ford.
Zuerst ging's ans Spachteln. Das Dach hatte geschätzte 100 Löcher von diversen Haltern, den Ablagefächern, der Blaulichtdurchführung, ... Nicht ganz so viele aber dafür sehr große Löcher hatte das Ausbohren der Trennwand-Schweißpunkte hinterlassen. Außerdem habe ich meine selbst geschweißten Gurthalter mit Spachtelmasse etwas begradigt und verschönert.
Vor dem Lackieren habe ich den Lack überall angeschliffen. Das Auto ist ja schon perfekt grundiert und 'vorlackiert', warum sollte ich mir also die Mühe machen, den Lack komplett bis auf den Stahl abzuschleifen?
Ganz große Flächen kann man vorsichtig mit einem Exzenterschleifer bearbeiten. Ansonsten geht es mit Handschleifpapier oder Schleifschwämmen auch super leicht ohne Maschine.
Endlich geht es in die Lackierkabine. Dort noch alles abkleben, was nicht mit lackiert werden soll. Ok, so richtig viel Mühe hab ich mir mit dem Abkleben nicht gegeben, schließlich soll der Bus früher oder später außen eh noch lackiert werden.
So sah das dann nach der 1. Farbschicht aus. Noch ziemlich fleckig. Aber das war meine erste richtig große Arbeit mit der Lackierpistole. Da lackier ich lieber öfter, als Nasen zu riskieren.
Insgesammt habe ich drei Schichten Farbe und zwei Schichten Klarlack aufgetragen. Ich habe fast 2 Stunden pro Schicht gebraucht (bin halt kein erfahrener Lackierer und hab mir viel Mühe gegeben) und hab ca. nen halben Tag zwischen den Schichten gewartet. Da wird der Arm ganz schon schwer. Gut, dass einen die Farbdämpfe high machen, das gleicht die Müdigkeit etwas aus.
Den Boden habe ich anschließend mit Boden- und Betonfarbe auf Wasserbasis mit Pinsel und Rolle lackiert. Das grau passt perfekt zu dem dunklen Blau. Leider ist die Bodenfarbe nicht ganz so kratzfest, wie ich mir das gewünscht habe. Das nächste mal gibts wieder Acryllack.
Damit auch wirklich alle Teile innen fertig lackiert sind und weil es gar so viel Spaß gemacht hat, habe ich noch die Innenseiten von Schiebetür und Motorhaube lackiert.
Dämmung
Eine flüsterleise S-Klasse wird der T4 nie, aber etwas dämmen kann man ihn. Für die Schallisolierung hab ich selbstklebende Bitumenmatten verwendet (wie sie bereits vereinzelt original von VW verbaut sind). In den Türen und an den Radkästen vorne, haben die Matten eine Dicke von 3,2mm, sonst 2mm. Das Prinzip dieser Bitumenmatten ist denkbar einfach. Sie machen das dünne Außenblech einfach etwas schwerer, dann vibriert es weniger und lässt somit auch weniger Schall durch. Meiner Meinung nach ist das Auto spürbar / hörbar leiser geworden.
Die Hinteren Türen und Wände haben ebenfalls Bitumenmatten bekommen. Zur Wärmeisolierung habe ich Steinwolle verwendet. Die isoliert so gut wie Glaswolle, ist aber nicht so gesundheitsschädlich und sie ist sehr schwer entflammbar.
Abgeschlossen wird das Ganze von den alten Verkleidungen. Diese habe ich mit grauem Kunstleder bezogen, das passt farblich zum grauen Armaturenbrett. Als Kleber habe ich den Pattex Kraftkleber verwendet. Das ist ein Kontaktkleber. Allerdings sollte man bei solch großen Flächen den Kleber nicht lange vortrocknen lassen.
Auf allen hinteren Scheiben habe ich eine Tönungsfolie mit der maximal zulässigen Verdunklung (5% Restlicht ?) angebracht. Und schließlich durften endlich die Vorhänge ans Fenster.
sonstiges
Das Staufach über der Fahrerkabine habe ich selber mit neuem und leichterem Holz wieder aufgebaut. Das Holz wurde natürlich auch grau beledert. (Der Wassereffekt im unteren Bild kommt von den Reflexionen des Blitzlichts.)
So sieht dann die fertige Gurtkonstruktion für die Liegebank aus. Zwischen den Gurten, am Fensterrahmen über der grauen Verkleidung ist der Einrasthaken für die Rückenlehne der Sitzbank.
Damit meine Passagiere auch etwas vom Radio mitbekommen, habe ich hinten kleine 13cm Lautsprecher eingebaut.
Für die vorderen Türen gibt es extra große Doorboards, um auch größere Lautsprecher einbauen zu können. Die sind allerdings ziemlich teuer. Also habe ich es einfach ausprobiert und siehe da, meine 16cm Lautsprecher passen perfekt in die normalen Doorboards.
Weil das Auto doch recht groß ist und ich die Scheiben alle verdunkelt habe, hat der Bus hinten Parksensoren bekommen. Leider ist die Heckstoßstange etwas nach unten geneigt, so dass die Parksensoren den Boden erfassen und ständig piepsen. Also habe ich im oberen Halbkreis der Aufnahme mit einem Dremel eine Vertiefung rein gefräst (1-2mm) und somit die Sensoren begradigt.
Und so sieht nun der Bus nach dem 2. Umbau aus:
Gerade rechtzeitig für die erste Reise fertig geworden. Weil wir nur in Hotels übernachtet haben und teilweise zu 6. unterwegs waren, steht nun ein Einzelsitz mit Kühlbox, wo später die Küche hinkommen soll. Außerdem fehlt noch die Liegefläche im Kofferraum.
Fazit nach 4000km in 4 Wochen:
Der Bus fährt absolut einwandfrei, ich bin sehr zufrieden! Ein paar mehr Eier könnte der Motor freilich vertragen. Aber dafür läuft alles ohne Ausfälle und das ist auf jeden Fall etwas wert, wenn man auf Reisen ist.
(Reisegeschwindigkeit: 100 - 110 km/h, Verbrauch: 9,96 l/100km)
Danksagung
Vielen Dank an die akademischen Fliegergruppe Karlsruhe (kurz AkaFlieg), dass ich die Werkstatt und vor allem die Lackierkabine nutzen durfte!!!